Wortwitzhunger stillen

Die Geschichte vom geläuterten Mörder, der seine Rehabilitation gar nicht geniessen kann: «Er freute sich so sehr ob des vielen Grases, das über die Sache wuchs, dass er sogleich reinbiss.»

Heute stand in der Wohnung der Gastfamilie endlich Boiler-Austausch auf dem Programm. Für einmal Boiler- statt Schüleraustausch, hauptsache tauschen, denkt man sich bei meiner Gastfamilie. Wenn wir das grosse G durch ein grosses F eintauschen, wird aus der Gastfamilie eine Fastfamilie, passt ja auch. Und wenn sie beinahe auf Essen verzichtet, wird sie zur Fastfastfamilie. Schneller Essverzicht heisst Fastfast, der Karneval dieser Aktion zu Ehren Fastfastfastnacht. Stellen Sie sich jetzt einmal vor, die Familie würde da teilnehmen…

Ziel des Boiler-Austausches war warmes Wasser – endlich wieder einmal. Als ich um 13 Uhr zu Hause kam (FSK18) nach Hause kam, fand ich mich in der Wüste Gobis wieder: Hitze! Handwerker bearbeiteten uraltes, nicht definierbares Baumaterial mit Bunsenbrenner (Verdacht auf reine Arbeitsbeschaffungsmassnahme), die Fisch-Zungen Hai-Zungen Heizungen in der ganzen Wohnungen waren auf Anschlach gedreht (coole Ausdrücke wie «auf Anschlag drehen» muss man einfach im passenden Slangdialekt schreiben). Man mache grad Heizungstest, hiess es.
Ich dachte so: Scheiss Hitze hier, ‚ey! Das wichtigste im Leben ist wohl angenehme Temperatur. Innerhalb angenehmer Temperatur kann sich der Mensch entfalten. Mehr als angenehme Temperatur braucht er nicht. Scheiss auf andere Mängel.

Heizungstest erfolgreich bestanden, nun wollte man sich dem Wasser zuwenden. Also mometan bitte keine Kochübungen, keine Duschen sowie keine Wasch-, Tisch- und Stuhlgänge.
Ich dachte so: Das wichtigste im Leben ist wohl Wasser. Waschen, kochen, trinken. Mehr braucht’s nun also wirklich nicht, um glücklich zu sein. Scheiss auf Temperaturen.

Und bald floss tatsächlich warmes Wasser. Die Handwerker verabschiedeteten sich, und wie sie aus der Tür waren, ging das Licht aus.
Ich dachte so: Es werde Licht. Zurecht, denn gibt es etwas wichtigeres als Licht? Wohl? Kaum! Wer Tageslicht hat, kann auch mal einen Waschgang auslassen und Kälte/Hitze ertragen.

Handwerker wurden zurückgerufen, noch n paar Hand- und letztlich auch Glücksgriffe, hallo Licht … tschüss Internet!
Ich dachte so: Das wichtigste im Leben ist wohl Internet. Hauptsache online, hauptsache connected. Wer Beziehungen im Zwopunktnull knüpfen kann, kann sich Licht, Wasser und angenehme Temperaturen auch mal in den Scheitel schmieren.

Die bescheiden-dankbare-esoterische Pointe, dass man immer unglücklich sei und nie das schätze, was man bereits habe, erspare ich euch zugunsten dieses Statements:
Ich dachte so: Das wichtigste im Bloggerleben sind wohl solche kleine Problemchen. Wer Problemchen hat, kann darüber schreiben. Ich werde daher in den nächsten Tagen von weiteren lustigen Missgeschicken auf meinem Auswanderungsexperiment berichten. Hab noch einiges auf Lager.

Lesen Sie morgen «Wie mir als Vegetarier ein Huhn untergejubelt wurde – und ich es nach dem unfreiwiligen Konsum bulimieren musste.» – und übermorgen: «Wie ich im Lift stecken blieb, die Notrufzentrale aber mein Spanisch nicht verstand – und ich somit zwischen Stock 2 und 3 übernachten musste» – und überübermorgen: «Wie ich bei Rot über die Strasse lief und plötzlich im Grünlichtmilieu landete» – und überüberübermorgen: «Wie ich Leviten ass und Korinthen kackte.»

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