Wie schreibe ich den perfekten Tweet?

«Wie schreibe ich den perfekten Tweet?» In irgendeinem Journalismus-Kurs habe ich einmal gelernt, dass man den Text so beginnen soll, als gäbe es keinen Titel. Also nicht direkt auf den Titel Bezug nehmen. Wenn also beispielsweise im Titel eine Frage steht, sollte man diese nicht in den ersten Zeilen des Fliesstextes gleich beantworten, sondern die Frage zuerst nochmals aufnehmen. Also, die Frage, die uns alle umtreibt, von Kanada bis Australien, von Peru bis Russland, von Bremerhaven bis Bremen, von Buda bis Pest: Wie schreibe ich den perfekten Tweet?

Ich gebe meine Tipps gerne scheibchenweise, Salamitaktik trifft Giesskannenprinzip. Viele kleine Portionen statt wenige grosse, wie es in den frühen 10er-Jahren des 21. Jahrhunderts von Ernährungs-Scharlatans gerne propagiert wurde. Damit der Körper permanent verdauen muss und keine Zeit für andere Sachen hat, na toll, Entzündungen, ick hör‘ euch trapsen.

B2T, back to topic, zurück zum Thema: Heute beantworte ich nicht direkt das «Wie?», sondern vorerst einmal das «Wo»? Wo schreibe ich den perfekten Tweet? Wobei viele von euch die Antwort kennen. Einen perfekten Tweet schreibt man natürlich von einem … genau, von einem … Flöz aus. Auf dem Flöz schreibt es sich am besten, Basiswissen, Stufe 1, Knowledge to go, Tweeting for Dummies, da lachen ja die Hühner. Erst das Fressen, dann die Moral. Hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, aber Berthold Brecht geht immer. Wussten Sie, dass Georg Büchner bereits mit 13 Jahren an Gürtelrose starb? (Okay, er starb mit 24 an Typhus, aber diese Story ist viel zu langweilig. Helfen Sie der Wahrheit mit einer Prise Mogelei auf die Sprünge. Der Balanceakt zwischen Fakt und Geflunker ist das Erfolgsgeheimnis eines jeden guten Storytellers. Storyteller, der Teller des armen Mannes, hä?).

Ich komme jetzt auf den Punkt. (Was für eine Sauerei, mach das gefälligst im Schlafzimmer, mit Taschentuch.) Was ist ein Flöz? «Ein Flöz ist eine sedimentär entstandene, ausgedehnte Lagerstätte eines Rohstoffes (zum Beispiel Kohle), die parallel zur Gesteinsschichtung verläuft», berichtet Wikipedia. O-Ton. Wir sollten also mit unserem Laptop und/oder Tablet oder/und Smartphone eine Rohstofflagerstätte aufsuchen, um unseren perfekten Tweet abzusetzen, am besten «parallel zur Gesteinsschichtung», wobei das natürlich selbsterklärend ist. Wer bitte schön würde sich nicht parallel zur Gesteinsschichtung platzieren? Eben. Schauen wir uns einen solchen Flöz einmal an. Bild:

 

Coal_Seam_at_Coal_Mine
Peabody Energy, Inc. stellt uns hier das Bild eines Kohlenflözes zur Verfügung. (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Coal_Seam_at_Coal_Mine.png)

Wir sehen hier einen ausgewachsenen Flöz im Alter von 12 Jahren (144 Menschenjahre, wobei ein Flözjahr nur 3 Jahreszeiten kennt und somit schneller vergeht. Flönter, Flöhling und Flömmer – Flörbst fällt aus!). Die Frage nach dem Geschlecht sparen wir uns, da man ja vom Schiff aus sieht, dass es sich hier um einen Transflöz handelt. Viel spannender ist die Frage nach dem Material: Ist es ein Energierohstoff wie Kohle oder Uran? Ein Ballast-Rohstoff wie Zellulose oder Pektin? Ein chemischer Rohstoff wie Kalk oder Salz? Ein Aluminiumrohstoff wie Eisen oder Erz? Spielt das überhaupt eine Rolle, Haupt- oder Nebenrolle, Oskar für die beste Abspannmusik, es gibt nichts, was es nichts gibt, ausser nichts, das gibt es ja nicht. Ich nehme ein Y und löse: Kohle! Ja, wir haben es hier mit der Replika eines Kohleflözes zu tun. Also kein echter Kohleflöz, aber eine gute Nachbildung, kann man im Handgepäck mit sich tragen, vor Ort und Stelle aufblasen und innert 12 Sekunden auf eine Grösse von 2km auf 200 m aufblasen, aber nur mit Gummi drum.

Ein solcher Kohlenflöz eignet sich besonders für Anfänger. Er ist quasi die Einstiegsdroge für Neo-Flözer! Aber nicht jeder Flöz beeindruckt durch solch schiere Masse wie der Kohlenflöz. Wikipedia dazu: «Die Mächtigkeit eines Flözes ist variabel», wobei die Mächtigkeit für die Dicke des Gesteinspakets steht, steht alles so auf Wikipedia. Ein dickes Gesteinspaket kostet ordentlich Extra-Porto und sollte nur per B-Post verschickt werden. Das steht nicht auf Wikipedia. Lückenpresse. Presse ist immer Print, O-Ton Olli Dittrich.

«Ja, Moment mal», werden Sie jetzt denken, «wenn die Mächtigkeit eines Flözes variabel ist, dann … ich habe Hunger!» Schade, dass Sie immer nur ans Essen denken. Kann man nicht einmal konzentriert beim Thema bleiben? Da der Flöz ein Abfallprodukt ist, kann man ihn guten Gewissens als Fäzes der Natur bezeichnen. Der Fäzes ist der Flöz des kleinen Mannes. Guten Appetit!

 

Titelbild von Jonathan Klinger.

2 Kommentare

  1. Da habe ich jetzt quergelesen, runtergelesen, raufgelesen und dann noch einmal ordentlich gelesen. Flöz. Pah!
    Wo ist mein Rezept für immerwährende Berühmtheit? Wie schreibe ich denn nun den verdammten Tweet? Und womit? Mit der Hand, schon klar…
    Ja, und ich habe jetzt tatsächlich Hunger. Weil ich mir nämlich mein drittes Frühstück verkniffen habe, um etwas von Ihnen, geschätzter Autor, zu lernen. Das Ergebnis: Abgemagert zum Skelett und noch immer völlig erkenntnisfrei. Das muss bitte anders!

  2. Vielen Dank für Ihr Feedback. Wir werden uns in Zukunft noch besser um Kundennähe und umittelbaren Mehrwert kümmern. Als Zeichen unserer Reue schenken wir Ihnen einen Satz Grossbuchstaben: ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ

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