Heute war ich im Museum!

Heute habe ich das Zürcher Kunsthaus aufgesucht. Einige Bilder haben mich zum Nachdenken gebracht. Nachfolgend eine kleine Auswahl.

Das Kunsthaus bedient ein merkwürdiges Klientel. Kurz nach Eintritt begegnete ich einer jungen Frau, die sich ohne Rücksicht auf andere in anstössiger Pose hingelümmelt hat. Es sei ihr an dieser Stelle aber zugutezuhalten, dass sie sich für ihren Powernap einen Sockel und nicht den Fussboden ausgewählt hat. Daneben stand ein Mann, wahrscheinlich ihr Gatte, dessen Absenz dann eher psychischer Natur war. Gedankenversunken, mit angespannter Oberkörpermuskulatur. Nu denn, jedem Tierchen sein Pläsierchen.

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Im Kunsthaus geht man offensichtlich sehr locker mit Nacktheit um. Als Beispiel fungiere dieses ausgedruckte Selfie einer Frauenschar, die per Stossgebet den Gott des Nährstoffs bitten, sie vor Mahlzeiten mit Fett und Kohlenhydraten zu verschonen. Die Hashtags des Tages lauten #SireZero #Summerbody #TrainEatSleepRepeat. Nicht jeder Frau scheint diese strikte Nährstofftrennung gleich gut zu bekommen, wie uns die unterschiedlichen Körperfettanteile von 12 % bis 25 % zeigen. Wir wollen hier aber kein Bodyshaming begünstigen, jeder Mensch ist auf seine Weise ein wertvolles Unikat. Umso mehr enttäuscht das Frauenbild des Schweizer Bildhausers Giacometti. Dünn hat sie zu sein, und in ehrfürchtiger Pose muss sie dastehen. Naja!

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Mehr Freude hat mir Arnold Böcklins Antonius bereitet, hier im munteren Zwiegespräch mit einem skeptischen Knorpelfisch, der aber sogleich wieder abtauchen muss, um etwas Wasser zu atmen. Leider ist dem Kunsthaus der Fehler unterlaufen, das Bild falsch zu betiteln: Statt «Antonius predigt den Fischen» müsste es korrekt «Plattenkiemer erzählt Antonius vom Meeresgott Neptun» heissen. Nettes Detail: Antonius trägt hier mittelalterliche Adiletten.

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Auch das nächste Bild konnte für einen versöhnlichen Abschluss sorgen. Wir sehen hier das beeindruckende Plädoyer für eine kohlenhydratbasierte Ernährung auf der einen und für einheimisches Stein- und Kernobst auf der anderen Seite. Das Werk ist nicht hohe genug einzustufen, mussten die Maler doch bis spät ins 18. Jahrhundert noch ganz ohne InDesign malen und auf eine lausige Erstversion von Photoshop zurückgreifen. Liebes Tagebuch, heute war ein toller Tag.

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Das Titelbild stammt nicht vom Kunsthaus Zürich, sondern von » Ingebord Bernhard.

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