Erbsen sollen es heute sein. Erbsen mit Reiswaffeln. Tanja wollte diesen Frühling abnehmen. Ihr iPhone klingelt. Sie nimmt nicht ab. Chance verpasst. Spass bei Seite: Sie nimmt sich also eine Dose Erbsen (3l Nettogewicht, davon aber 2,85l Konservierungswasser, bleiben 150 g Abtropfgewicht, 150 g Erbsennetto quasi) und eine Packung Reiswaffeln, 100 Gramm, und geht damit zur Kasse. Das Warentransportband (WTB) befördert die beiden Neueinkäufe in spe im gemächlichen Schritttempo nach vorne. Vorbei an der Quengelware, direkt zum Kassierer. Tanja überlegt sich derweil, ob sie mit Bargeld zahlen kann. Die Reiswaffeln kosten 0,80 Cent, das weiss sie auswendig. Die Bio-Erbsen dürfen den Wert von 1,20 Euro nicht überschreiten, sonst muss Tanja doch mit der Karte zahlen.
Sie greift also zur Erbsendose, um einen Blick auf das Preisschild zu erhaschen, als just das WTB beschleunigt, von 0 auf 100. Es klemmt ihre Hand ein, aber nur für kurz, denn ihr sonst sehr kräftiges Handgelenk muss nachkurzem Kampf kapitulieren und die Hand freigeben. Das Blut spritzt in alle Richtungen.
«Meine Hand, meine Hand!», ruft Tanja. Zum Glück bleibt die Hand dank etwas Restblut am WTB kleben, sie fährt also erst einmal untendurch, um dann hinten wieder hochzukommen. Etwas zerknittert, aber im Grossen und Ganzen immer noch brauchbar, quasi «neuwertig». Glück gehabt. Der Kassierer, etwas gedankenversunken, scannt die Erbsen ein, scannt die Reiswaffeln ein, und will tatsächlich noch die Hand einscannen, aber irgendwie erklingt der Piepton nicht. «Das ist meine Hand, die habe ich nicht von hier». – «Erzählen Sie das bitte den Herren vom Sicherheitspersonal. Nächster bitte.» Der Kassierer drückt den Alarmknopf, und eine Horde testosterongeschwängerter Sicherheitsdienstleister erscheint. «Hände hoch!» ruft einer. Tanja erhebt die Arme. «Beide Hände!», ruft er. «Ich hab ja nur noch eine!», klagt Tanja ihr Leid. «Und deshalb wollten Sie sich eine zweite bei uns klauen?», schreit er zurück, drückt ab und pustet ihr das Gehirn weg. Tanja stirbt auf der Stelle. Ihr Mörder nimmt die vermeintlich gestohlene Hand, geht damit zur Gemüse-Abteilung, und wirft sie zu den Kartoffeln. «Was für ein Tag».
Und die Moral der Geschichte: Die Kartoffel ist kein Gemüse.