… und warum das die Schuld von Doktor Norden ist.
Am Freitagabend war ich mit einem befreundeten Paar unterwegs. Irgendwann zwischen Bar 724 und Bar 725 sind wir bei einem Kiosk gelandet. Wie immer zog die Arztroman-Abteilung meinen Blick auf sich, der minderwertige Ausschuss der Trivialliteratur. Ich nahm eine Ausgabe der beliebten Dr. Norden-Serie in die Hand und ging damit auf den Verkäufer zu:
Ich: «Verkaufen sich diese Romane gut?»
Er: «Also, ich muss dir sagen …»
Ich: «…»
Er: «…»
Ich: «Was musst du mir sagen?»
Er: «Es gibt schon Leute, die sich diese Hefte kaufen. Aber du doch nicht!»
Ich: «Doch, das will ich schon lange mal tun. Heute kaufe ich mir einen Dr. Norden. Gefühle kann man lesen, steht da drauf. Worauf warte ich nur?!»
Er: «Aber hey, es ist Wochenende.»
Ich: «Heisst?»
Er: «Freitag, Samstag, da musst du Frauen verwöhnen, Club und so.»
Ich: «Muss ich? Danke für den Tipp.»
Er: «Ein Typ wie du sollte nicht solche Hefte lesen. Und schon gar nicht am Wochenende.»
Ich: «Genau das habe ich nun aber vor.»
Er: «Mit diesem Heft? Damit schläfst du vor dem Fernseher ein. Macht 4 Franken 30.»
Ich zur Kollegin: «Was für eine Logik!»
Er: «Es hat so viele schöne Frauen. Schau mal, da laufen ganz viele vorbei. So viele schöne Frauen für dich.»
Ich: «Okay okay okay.»
Er: «Hast du keine Freundin?»
Ich: «Was denkst du?»
Er: «Du bist Single, ich sehe das in deinen Augen. Dein Blick ist einsam.»
Was für ein Dialog. Ich weiss nun: Meine Einsamkeit (meine Augen strahlen es anscheinend aus) wird durch Dr. Norden nicht besser. Im Gegenteil, der Arzt, der so viele romantische Gefühle bedient (Werbespruch der Kelter-Verlags: «Gefühle kann man lesen!»), hält mich nachhaltig vom schönen Geschlecht weg. Mist!
