Was macht ein 19-jähriger Schnösel hinter einem Gummibaum? Die folgende Anekdote erzählt aus meiner Jugend.
Bevor ich Werbetexter (Zyniker) wurde, habe ich eine Ausbildung zum Radiomoderator (Schwätzer) gemacht. Noch vorher habe ich als Journalist (Lügner) gearbeitet, und noch vorher habe ich die Lehre zum Verlagskaufmann a.k.a die kaufmännische Lehre mit Schwerpunkt Kommunikation a.k.a. eine Buchverlagslehre absolviert. 3 Jahre, je ein halbes Jahr Vertrieb, Lektorat, Produktion, Werbung, Presse, Lizenzen.
In der Lektoratsabteilung gehörte es zum täglich Brot des Lernenden, Absagebriefe für UNAUFGEFORDERT EINGESANDTE MANUSKRIPTE zu formulieren. Lieber Herr Fatze, danke für Ihr Manuskript, aber nee, lass mal . Es gab aber Herren, die waren äusserst hartnäckig, und haben im Zwei-Monats-Rhythmus Manuskripte geschickt. Die Texte wurden nicht wirklich besser, die beigelegten Briefe aber allemal. Highlight war folgender Beginn:
«Liebe Verlagsmenschen, jetzt kommen Sie endlich mal hinter Ihrem Gummibaum hervor und geben Sie mir eine Chance.»
Fand ich eine sehr nette Formulierung. Wer hinter dem Gummibaum hervorkommt, kann ja sogleich über seinen/dessen Schatten springen. Der Apfel fällt sowieso nicht weit vom Stamm.
Trotzdem: Ein Bock soll nicht Gärtner werden.
Bild von Julio Reis.