Reisen ist in. Nicht nur unter jungen Menschen, die reihenweise ihre Stellen künden, um nach einer Trennung oder vor einer Hochzeit nochmals den Horizont zu erweitern – allzu oft leider nur den physischen, nicht den psychischen, denn es werden zwar massenweise Fotos gemacht und geshared, das eigene Weltbild wird aber auf einer solchen Weltreise nicht wirklich geprüft –, sondern, und damit beende ich den Schachtelsatz, auch unter Werbern. Reise des Kunden, beziehungsweise Customer Journey, heisst das bei uns. Ich kann es nicht mehr hören.
Wir können doch unsere Kunden nicht auf Reisen schicken. Und wir sollen sie auf ihrer Reise auch nicht belästigen. Wer den Customer auf seiner Journey verfolgt, ist ein Advertising Stalker, ein Stalking Advertiser, sowas gehört sich nicht. Erst recht nicht, wenn dann noch von Touchpoints gesprochen wird, da wird es pervers und illegal, zumindest moralisch. Wir müssen die Customer Journey deshalb dringend durch den Customer Trip ersetzen.
A trip = ein Abstecher, ein Ausflug, ein Törn
to trip = tänzeln, auslösen, einen Trip haben
Customer Journey wird Customer Trip!
Das klingt doch viel sexier. Wir müssen dem Kunden einzelne Trips bescheren, kurz und einschneidend. Ihn nicht ewig lange stalken und hinter der Mauer hervorlugen und nochmal und nochmal auf das Produkt aufmerksam machen und ihn gar touchen, sondern punktuell begeistern, ins Wunderland entführen, in den Kaninchenbau. Wir verabreichen ihm die rote statt die blaue Pille, er soll staunen und erleben. Und wer einen geilen Trip hat, der wird wieder trippen wollen.
Vielleicht sollte ich ein Buch dazu schreiben. Die Welt habe ich dann zwar nicht neu erfunden, aber ich habe ein neues Buzzword kreiert. Und das machen wir Werber doch am liebsten.
Bild von Thoric.
Herrliche!
Schreib ein Buch mit diesem neuen Begriff
Diesen Text der Werbewoche als kleine Gastkolumne senden?