Werde endlich unglücklich! Nein zu schlechten Ratgebern.

Ratgeber-Bücher sind unbeliebt. Vor allem bei Menschen, die nie Ratgeber-Bücher lesen. Man hegt und pflegt Vorurteile gegenüber den Autoren, die ja eh nur Geld machen wollen, gegenüber Themen, mit denen man sich selbst nicht befassen will, und gegenüber Lesern, die sich von Quacksalbern verführen lassen. Das Problem liegt aber woanders.

Ich habe in meinem Leben schon viele Ratgeber gelesen, und die meisten waren ihr Geld wert. Sie lieferten neue Einsichten, neue Meinungen, und nützliche Tipps. Aber tatsächlich hat jeder Ratgeber die gleichen Schwächen. Und zwar:

Bla bla bla.

Ratgeber kommen erst sehr, sehr spät zum Punkt. Erst kommt eine Widmung, ein spirituelles Zitat, dann eine einführende Bemerkung des Verlags, dann eine kleine Lobeshymne eines Prominenten auf den Ratgeber-Autor, dann das Vorwort, dann die Einleitung, und so weiter. Man freut sich auf eine inspirierende Lektüre und wird zuerst von Geleitworden, Präludien und Introduktionen langweiligster Art belästigt.

Übungen

Immer diese blöden Übungen. Man will doch nur bisschen Theorie aufsaugen und ein besseres Gefühl kriegen und muss dann nach jedem Kapitel eine kleine Übung machen. Sprich eine attraktive Frau an, konzentriere dich auf deinen Atem, notiere dir deine 222 wichtigsten Lebensziele. Am schlimmsten sind diese Übungen, bei denen man die Augen zumachen muss, was aber gar nicht geht, da man ja die Übungsanleitungen lesen muss. Ätzend. Lasst uns in Ruhe mit diesen dämlichen Übungen.

Du musst!

Superschlimm, neulich passiert: Ich habe ein Buch zum Thema Schlaf gekauft, einen Bestseller, ein beliebtes und anerkanntes Buch, ja schon fast ein Sachbuch mit Tendenz zum Fachbuch. Es werden Tipps gegen Schlafstörungen versprochen. Und was steht wirklich drin? Episch lange wissenschaftliche Abhandlungen darüber, wie wichtig Schlaf ist, was Schlafmangel alles Schlimmes auslösen kann (Depression, Krebs, Herztod, Steuererhöhungen), wie gefährlich eine schlaflose Nacht ist – und alles wird mit Studien untermauert. Auf dem Buchcover: «So schläfst du besser», zwischen den Buchdeckeln: «Du musst besser schlafen». Danke! Bei so viel Druck kann ich erst recht nicht schlafen.

Bevor Sie sich das nächste Mal einen Ratgeber kaufen, sollten sie also vorab kurz darin blättern. Wenn der Autor erst ab Seite 50 zum Punkt kommt oder jedes Kapitel mit einer Übung beendet oder zu viele Studien auflistet, dann gebe ich Ihnen den Rat, das Geld zu sparen. Und zwar für meinen neuen Ratgeber «Woran Ratgeber kranken – Wie Sie gute Bücher erkennen und endlich glücklich werden», jetzt mit neuem Vorwort und vielen einfachen Übungen für den Alltag.

Bild von Luca Galuzzi.

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