4 Uhr am Morgen. Lars Lässig auf dem Beifahrersitz eines VW Golf, in der rechten Hand ein RedBull, in der linken Hand das Samsung, um Spotify zu bedienen, und im Mund die obligate Kippe. Seine Freundin Nico fährt und singt alle 80er-Rocksongs laut mit. Bekannte Szene, nah am Klischee.
Plötzlich muss Nico bremsen. Auf der Strasse steht ein nackter Mann, geschätzte Dreissig. Er hat eine Dose Bier in der Hand und ruft Nico und Lars laut zu:
«Ihr müsst halten. Hier ist ein Fussgängersteifen! Versteht ihr? Fussgänger-Steifen! Hahaha!»
Ja, sehr lustig, das Wortwitzchen. Würde auf Twitter für 4 Retweets und 37 Likes ausreichen, aber auch nur zur digitalen Rush Hour und mit einer wohlwollenden Followerschaft.
Lars findet den Gag scheisse und verständigt die Polizei, und die Polizei kommt innert 10 Minuten: Eine Frau und ein Mann steigen aus, gehen ein paar Schritte auf den Nackten zu, schiessen ein paar Fotos und gehen zurück ins Polizeiauto. War’s das?
Lars steigt aus und geht zu ihnen rüber, Er sieht die beiden, wie sie sich lachend über das iPhone der Frau beugen und das Beweismaterial bearbeiten, und zwar so: Sie platzieren ein Aubergine-Emoji über dem steifen Glied des Betrunkenen und posten das Foto mit dem Hashtag #Fussgängersteifen auf Twitter.
Diese Scheiss-Bullen mit ihren Scheiss-Twitter-Accounts, es wird immer schlimmer. Und für sowas zahlt Lars keine Steuern? Der Post kriegt innert kurzer Zeit 5 Retweets und 38 Likes.
Bild von Mac.abdul
Akademie für geile Texte 
