Sonntagmorgen, 2 Uhr, kalter Herbst, ich laufe nach Hause. Nach einem Abend voller herzhafter Lachanfälle, die man nur mit besten Freunden haben kann. Der klare Sternenhimmel verstärkt meine Glücksgefühle.
Als ich bei einer Brücke angelange, die über einen Bach führt, bleibe ich stehen. Ich schaue zum Sternenhimmel hoch, schliesse dann die Augen und inhaliere die frische Herbstluft. Herrlich. Noch herrlicher wäre es, wenn ich endlich meine Blase leeren könnte.
Ich stehe ans Geländer, öffne meine Hose, suche auf Spotify Enyas Echoes In The Rain und harre noch aus, bis der Refrain kommt. Dann: «Hallelujah, Halle-halle, Hallelujah, Hallelujah, Halle-lu-uuu-jah!» Ich erlöse mich.
Während sich der Urin zielstrebig seinen Weg durch meine Harnröhre bahnt, dann in einem wunderschönen Bogen über die Brücke fällt, in sanftem Plätschern in den Bach übergeht und sich auf eine lange Reise in Richtung Nordsee begibt, habe ich eine zutiefst mystische Erfahrung.
Ich werde eins mit allem. Eins mit den Sternen, eins mit dem Wasser, eins mit meinem Schwanz. Ich bin mein Schwanz, ich bin das Universum, ich bin Gott. Erlösung im Diesseits. Einen solchen Moment kann mir keine Religion schenken, kein Lysergsäurediethylamid und auch kein Orgasmus.
Mystik passiert im Moment. In diesem Moment. Hallelujah!
Bild von Mathias Krumbholz
:-))))