Lars Lässig entspannt sich. Sehr.

Lars Lässig kommt nach Hause, endlich. Es war ein trister Tag. Bei der Arbeit kaum vorangekommen, die Kollegen schlecht gelaunt, der November zeigt sich von seiner schlechten Seite. Sofern er überhaupt eine gute hat. Lars macht die Tür hinter sich zu und geht dann gleich durch die ganze Wohnung, um sämtliche Heizungen aufzudrehen. Dann steckt er seine Lichterkette ein, lässt Lounge-Musik laufen und öffnet eine Flasche Prosecco. Erst dann zieht er Schuhe, Jacke und Hose aus – einfach alles auf den Boden – und streift sich seine Lieblingsstrümpfe sowie pinke Wollsocken über. Er holt die Decke aus dem Schlafzimmer, kuschelt sich damit auf dem Sofa ein und massiert sich ein wenig den Nacken. Mit dem ersten Schluck Prosecco schluckt er eine Ibuprofen 200, zweimal schlucken in einem Satz, jetzt sind es schon dreimal, auch egal, denn jetzt wird entspannt. Lars atmet erleichtert aus. Wir freuen uns mit ihm. Das Leben ist schön. Da klingelt das Telefon …

Es ist seine Psychologin, man hätte jetzt einen Termin, und bei Depression sei es schon wichtig, regelmässig zu erscheinen, Herr Lässig. Lars entschuldigt sich, er wolle jetzt nicht mehr aus dem Haus. Da bricht die Psychologin in Tränen aus. Sie habe sich schon sehr auf das gemeinsame Gespräch gefreut. Sowieso gehe es ihr momentan nicht gut. Lars schlägt vor, dass sie doch bei ihm vorbeikommen solle. Dann mache man sich zusammen einen gemütlichen Abend. Sie nimmt das Angebot an. Eine Stunde später liegen beide zusammen auf dem Sofa und essen die letzten Bissen einer grossen Familienpizza. Dann küssen sie sich. Den Kuss übernimmt die Krankenkasse. Das Leben ist schön. Und wenn nicht, dann malen wir es uns schön aus. Es lebe die Fantasie!