Lars LĂ€ssig sitzt auf seinem Sofa und swipt sich durch Tinder. Links, links, links, rechts, links. Die vielen jungen Frauen, die nur vom Reisen in SĂŒdostasien oder Lateinamerika schwĂ€rmen, auf ihre zwei, drei oder gar vier verschiedenen NationalitĂ€ten hinweisen oder Emojis mit Buchstaben verwechseln, findet er nicht ganz so interessant. Sie ihn vermutlich auch nicht, den zynischen Harlekin.
Als er auf dem Profil einer hĂŒbschen 48-JĂ€hrigen landet, erinnert er sich an seine allererste Erfahrung mit einer Milf zurĂŒck. Es war wie das erste Mal LSD: ein bad trip! Die gute Frau kam zum Abendessen vorbei, das sehr lustig und durchaus romantisch war. Lars hatte sich fast ein bisschen verliebt. Doch als er nach dem Essen Rotwein einschenken wollte, entriss sie ihm sofort die Flasche, kippte den ganzen schönen Wein ins SpĂŒlbecken, holte stattdessen ein leeres Notizheft aus ihrer Tasche, knallte es Lars auf den Esstisch und verschwand. Das war Ende November 2016, genau drei Jahre her âŠ
Plötzlich wird Lars aus seinen Gedanken gerissen. Es klingelt. Er dreht die Musik etwas leiser, geht zur TĂŒr und guckt durch den Spion. Jesus madre mia! Es ist die Milf. Er öffnet nur zaghaft die TĂŒr, zu sehr schmerzt die Erinnerung an damals. Sie scheint sich leider nicht verĂ€ndert zu haben. Sie tritt ein, greift Lars an den Hals und drĂ€ngt ihn ins Wohnzimmer zurĂŒck. Sie befiehlt ihm, sich hinzusetzen und die Klappe zu halten. Er gehorcht. Wie schön sie doch ist. Schön und gefĂ€hrlich. Die böse Frau stellt  Larsâ ganze Wohnung auf den Kopf, bis sie endlich findet, wonach sie gesucht hat. Sie kommt mit dem besagten Notizheft zurĂŒck und knallt es ihm wieder auf den Tisch.
«Du hast die Hausaufgaben nicht gemacht! Da du jetzt nicht mehr 15, sondern volljĂ€hrig bist, werde ich dich nun hart bestrafen!», sagt sie, stemmt ihre HĂ€nde in die HĂŒften und beugt sich ĂŒber ihn. Bei Lars löst sich plötzlich die ganze Anspannung: Die Frau scheint vor drei Jahren ein SchulmĂ€dchen-Rollenspiel begonnen zu haben, und jetzt geht es endlich zur Sache. Er zögert kurz, hĂ€lt sich dann den kleinen Finger auf die Unterlippe, guckt zu ihr hoch und flĂŒstert: «Sorry, Frau Lehrerin».
Sie grinst.
Er kichert.
Los gehtâs.