Was funkelt da so hell und bunt?

Spätherbst, Nieselregen, Sonntagmittag. Lars Lässig hat schlecht geschlafen, sein Kopf schmerzt, der Magen knurrt.

Früher hat er solche Sonntage gehasst. Sie standen für Ernüchterung, für Langeweile, für die Ruhe vor dem Sturm und nach dem Spass.

Mittlerweile hat er sich mit der feinen Melancholie des Sonntags arrangiert. Zeit für etwas Demut und Bewusstsein.

Und so geht er jetzt – gar nicht mal so schlecht gelaunt – zu Fuss in die Stadt, um sich ein kleines Frühstück zu holen. Etwas frische Luft mit einem Schuss Espresso, und das Ganze dann mit einem RedBull herunterspülen. Tristesse mit Zusatzstoffen.

Der Himmel ist grau, die Bäume sind karg und sämtliche Klischees erfüllt. Bald wird Lars in der Altstadt sein und allen anderen ungekämmten Gesellen begegnen, die jetzt auch nicht zu Hause mit ihren Liebsten brunchen, Klarinette üben oder Netflix schauen. Unter seinesgleichen fühlt er sich wohl.

Denkste! Es ist verkaufsoffener Sonntag. Fuck, voll vergessen! Am Bethlehemstern-hell und Leuchtreklamen-bunt funkelnden Firmament des Kapitalismus erkennen gewiefte Konsumkritiker*innen das Antlitz des schnöden Mammon, Gott des Geldes, der sich zufrieden die Hände reibt.

Lars kotzt einem Passanten in die Einkaufstüte, geht dann nach Hause und wartet, bis Montag ist.

 

 

 

 

 

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