Montagnachmittag im Lockdown
Ich brauche eine Pause vom Home-Office
und unternehme einen Spaziergang
durch mein Quartier.
Der Gärtnerlehrling bläst Laub,
wo keines ist.
Sein Rohr ist grösser als er selbst
und macht einen Scheisslärm.
Doch der Helikopter über ihm
stiehlt ihm die Show
mit seinem Landeanflug
auf den Kantonsspital.
Mir egal, ich pumpe
Iron Maiden
über meine pinken Sony In-Ears
mit Noise Isolation.
The evil that men do
lives on and on.
Das Böse, was die Menschen tun,
lebt immer weiter.
Die Sonne scheint
auch auf dem Asphalt
mit dem obligaten Sonnenlächeln
– Kinderkreidezeichnung.
Der Smart am Strassenrand
hat einen Aufkleber der Tour de France 2019
auf dem Seitenfenster.
Mal sehen, ob 2020 noch einer dazukommt.
Die Nachbarn sagen Doppel-Ja
mit im Garten wehenden Fahnen.
Ja zum Gletschterschutz, ja zur Konzernverantwortung,
am Boden steht eine leere Dönerbox.
Mama und Papa machen mit Kind
einen Spaziergang durchs Quartier.
Das ist meine Generation.
Also, die Eltern, shit.
Ein Mann in weissem Shirt und blauen Shorts
macht Sonnenyoga
auf der Kunststoffbahn
des verlassenen Schulgebäudes.
Auf dem Spielplatz führt ein Baby
Kreuzzüge gegen Sandburgen durch.
Der Opa von Alexander dem Kleinen
hat einen Strohhut auf.
Ja, das ist mein Quartier,
doch ich mach da nicht mir, ich beobachte nur.
Ich lebe hier, ohne am Leben teilzunehmen,
– nicht an diesem.
Jetzt rast der Chef des Gärtnerlehrlings
mit 50 Sachen durch die Dreissigerzone.
Wenigstens ein bisschen Action.
The evil that men do lives on and on.