Part I
Am Freitagnachmittag um kur vor fünf stehe ich mit acht Büchern in der Schlange an der Kasse eines Gebrauchtwarenladens in Winterthur. Vor mir eine ca. 50-jährige Latina, die wohl lieber 30 wäre, wie ich ihrem sympathischen, mit Hilfe der plastischen Chirurgie verschönerten Gesicht entnehme.
Sie kauft einen grossen Kerzenständer und zwei kleine Schalen für 15 Franken und versucht nun die Preiskleber zu entfernen, da es ein Geschenk werde. Sie entschuldigt sich bei mir, dass es so lange gehe. «Kein Problem», sage ich, ich habe Zeit, auch wenn ich mich auch nicht mehr so jung fühle. Meine Bücher kosten ebenfalls 15 Franken, werden aber kein Geschenk, beziehungsweise eines an mich selbst.
Als ich den Laden verlassen, sehe ich die Latina wieder, im Gespräch mit einer Gruppe Jugendlicher. Die Mädchen tragen bauchfreie Shirts und die Jungen haben so schöne, dicke, lange Haare. Jetzt denke ich über das Älterwerden nach. Oder besser über das Jungbleiben.
Part II
Ich gehe in ein Café und blättere in meinen neuen alten Büchern.
Im Café auf der anderen Strassenseite sitzt eine schöne Frau mit Adamsapfel und tiefer Stimme. Ihr langes Haar ist pink und blau gefärbt, die Nägel ihrer kräftigen, langen Finger sind hellblau lackiert. Sie unterhält sich mit einem Kerl, der Pomade in sein dichtes Haar und in seinen dichten Bart massiert, und trinkt dabei Tee aus einer grossen weissen Schale.
Ein Helikopter fliegt über uns hinweg, alle schauen hoch. Auch der junge Herr, der an uns vorbeiläuft, frisch geduscht und mit einer Sporttasche auf seinem starken Rücken. Zwei Hunde springen umher.
Ein Typ mit geschnittenen Augenbrauen, Schnauz und pink lackierten Fingernägel trägt einen schwarzen Baumwoll-Trainingsanzug von Adidas und blättert in acht verschiedenen Büchern. Er wirkt grüblerisch. Ah, das bin ja ich.